Die Geschichte des Weissen Holunders
die Historie des Weissen Holunders
Bereits seit den 1920er Jahren existiert diese traditionelle Kneipe. Hier war immer ein geselliger Ort, mitten in Köln, wo sich alle Generationen in bunter Mischung zum gemütlichen Beisammensein trafen.
Am Anfang unter dem Namen „Gaststätte Schumacher“, seit 1991 unter dem Namen „Weißer Holunder“. Der Weiße Holunder ist somit eine der wenigen erhaltenen Kneipen in Köln mit einer über 100jährigen Geschichte. Namensgeber war seinerzeit der Schlager „Weißer Holunder“ der Sängerin Gitta Lind aus dem Jahr 1956. Im gleichnamigen Heimatfilm „Weißer Holunder – Das Echo vom Königssee“ von 1957 spiegelt sich sehr gut, das für diese Epoche typische Gedankengut und das Gefühl des nachkriegszeitlichen Wirtschaftswunders wieder. (siehe auch: Das Buch „Wohlstand für alle“ vom Bundeswirtschaftsminister Ludwig Erhard 1957) Genau aus dieser Zeit, dem Phänomen des starken wirtschaftlichen Wachstums entstammt größtenteils die Inneneinrichtung des Weißen Holunders.
Viele Gäste in den 50-70er Jahren waren, geprägt durch die Kriegserfahrung, politisch eher links einzuordnen. So entstand eine Gemeinschaft, die fortan dazu beitrug, dass das Liedgut der „Bündischen Jugend“ (*), den Wandervögeln (**) und der Edelweißpiraten (***) bei den sonntäglichen Mitsingabenden unter dem Namen „Singender Holunder“ einen festen Platz hatten.
Die Widerstandskämpferin Gertrud Koch , genannt Mucki, wurde mehrfach verhaftet und inhaftiert, leistete während des zweiten Weltkrieges in der Gruppe der Kölner Edelweißpiraten Widerstand gegen das NS-Regime.
Sie war bis kurz vor ihrem Tod im Jahr 2016, aktive Mitsängerin der bündischen Lieder und des Liedguts der Edelweißpiraten beim singenden Holunder (siehe auch: Das Buch „Gefährliche Lieder“)
Diese traditionellen Lieder finden bis heute an verschiedenen Sonntagen im Jahr ihren Platz bei den Mitsingabenden. So finden unter der Organisation von Jan Krauthäuser ( Humba e.V., Edelweißpiratenfestival, Brasilonia, Zigeunerfestival etc.), nun mehr seit 17 Jahren jeden Sonntag bunte und ausgefallene Mitsingkonzerte statt. Daher auch der Untertitel: „kölsch, bündisch, international“. Die multikulturelle Vielfalt ist wirklich außergewöhnlich und sucht ihres Gleichen. Für sein Engagement wurde Jan Krauthäuser 2022 mit dem „Deutschen Weltmusikpreis – RUTH“ ausgezeichnet. Aber auch die flexiblen und toleranten Gäste des Holunders, die in jeder erdenklichen Sprache und Dialekt mit singen, machen jeden Sonntag zu einem schönen und besonderen Event.
Selbstverständlich ist auch der kölsche Karneval mit seinen Liedern ein äußerst beliebtes Thema bei den Mitsingabenden. Der Karneval im Holunder ist mittlerweile eine Institution und weit über die Stadtgrenzen hinaus bekannt und beliebt. So feiert jedes Jahr, jung und alt gemeinsam die „fünfte Jahreszeit“ bzw. auch den „Elften im Elften“, bei ausschließlich kölscher Karnevalsmusik.
Als schließlich im Jahr 2013 das Wirte-Ehepaar Schiesberg aus Altersgründen in den wohlverdienten Ruhestand ging, übernahm der Künstler / Musiker und Gastronom Michael Kampert (vorher Königswasser, Päff, Gegenüber ) die Regie des Weißen Holunders. Bewährtes behalten aber behutsam Neue Einflüsse und Veränderungen einfließen lassen, war das Ziel um den Holunder aufzufrischen und wiederzubeleben. Durch die Erlaubnis die Außengastronomie zu erweitern, konnten von nun an auch die Sommermonate für den Holunder mit der schönsten Abendsonne auf der Terrasse, besser überbrückt werden.
Im Nebenhaus wurde von Kampert, die Galerie „Petersburger- Raum für Kunst“ (2013-2020) ins Leben gerufen, die mit insgesamt über 50 Ausstellungen und über 400 ausstellenden internationalen Künstlern natürlich auch ein neues Publikum für den Weißen Holunder darstellten. Durch viele Interaktionen Petersburger/Holunder war diese Maßnahme eine gelungene Erweiterung für die Kneipe. Zusätzlich kam es auch zu einer erheblichen Erweiterung der Außengastronomie.
Durch Corona 2020 mussten leider die Ausstellungtätigkeiten eingestellt werden und es begann die schwierigste Zeit für den Weißen Holunder. Für die erfolgreiche Überbrückung der, für alle schwierigen „Coronaphase“, waren insbesondere die Stammgäste mit ihren Spenden und dem Verständnis die strengen staatlichen Regeln einzuhalten, verantwortlich. Ein relevanter Faktor war, dass durch konsequentes Einhalten dieser Regeln das Vertrauen der Gäste gewonnen werden konnte und jeder sich „sicher“ fühlen konnte. Improvisation und Flexibilität waren einfach das „A“ und „O“ für die Kneipe. Der Organisation „Veedelsretter“ (Spenden und Wertgutscheine), Seedshirt (Merchandising), der „IG Gastro“ und natürlich den staatlichen Hilfen gilt ebenso wie den zahlreichen Gästen ein großes Dankeschön für ein Happy End, das den Holunder „überleben“ ließ.